Über mich

Ich lebe mit meinem Mann und meinen beiden Kindern in Niederbayern, wo es "Servus" heißt, statt "Hallo". Meine Brötchen verdiene ich als Buchhalter. Daran ist nichts auszusetzen.
Irgendwann kam ich auf die Idee, dass es ganz nett wäre, mich neben den Zahlen auch mal mit Buchstaben zu befassen. Der lieben Abwechslung wegen.
Was dabei herauskam, wissen Sie ja. Andernfalls wären Sie ja kaum hier.


Wie ich zum Schreiben kam?

So wie die Jungfrau zum Kind. Plötzlich und völlig unerwartet.

Das Geheimnis guter Literatur wollte ich schon als Jugendliche entschlüsseln. So wie viele andere. Selbst ausprobiert habe ich mich nie. Das Ergebnis hätte mich kaum befriedigt. Und ich verabscheue Halbherzigkeiten.

Ich wollte aber verstehen, was es ist, das da auf den Seiten passiert, und mich so in den Bann zieht, dass ich nach einem guten Buch wie eine Suchtkranke auf Entzug durch die Wohnung streune.

Nun bin ich ein Mensch, der sich Wissen gern im stillen Kämmerlein und aus Büchern erarbeitet. Auf gleiche Weise habe ich mir später neben Brotjob und Familie auch das Wissen zum Bilanzbuchhalter angeeignet. Jeden Abend, zweieinhalb Jahre lang, um dann mit schlotternden Knien in die Prüfung zu gehn.

In Sachen "Literatur zur Schaffung von Literatur " wurde ich allerdings nicht sofort fündig. Damals gab es noch nicht die Komplexität des Internets und vermutlich auch nicht die Fülle an Schreibratgebern, wie sie heute am Markt etabliert sind. Nach mehreren Fehlgriffen landete ich bei James N. Freys "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt". Das verschaffte mir einen ersten Einblick. Mehr aber auch nicht. Das Rätsel des Schreibens blieb ein Rätsel und ich war fest der Überzeugung, dass es hierzu ein Talent bräuchte, das ich gänzlich entbehrte.

Ich kann den Grund nicht benennen, warum es mich als Mittdreißigerin nach fast zwanzig Jahren trotzdem noch einmal zu der Materie hinzog. Nach diversen Umzügen, bei denen ich mich von diesem und jenem getrennt hatte, hatte ich eigentlich gelernt, mein Herz nicht an Gegenstände zu hängen. Doch ich kam auf die Idee, dass es ganz nett wäre, das Buch von Herrn Frey wieder im Regal zu haben. So zum Angucken und wegen der süßen Melancholie. Als ich im Internet danach stöberte, förderte ich per Zufall auch Sol Steins "Über das Schreiben" zutage. Das Buch klang vielversprechend. Aber mal ehrlich - was sollte ich damit anfangen?

Die Neugier blieb dennoch. Und so tat ich das, was ich immer tue, wenn ich einer Kaufentscheidung nicht traue. Ich schob das Buch in den Warenkorb und ließ es dort reifen wie Käse. Als es schon ordentlich Schimmel angesetzt hatte, entschloss sich mein Mann, im Onlineshop des Händlers etwas zu kaufen - und räumte den restlichen Warenkorb gleich mit ab. Am Ende sind es eben immer die Männer, die Schuld sind am Desaster.

Da das Buch nun einmal da war, wollte es auch gelesen werden. Und es eröffnete mir die Wege zur Schriftstellerei auf eine Weise, dass ich nicht anders konnte, als mich daran auszuprobieren. Ganz für mich allein und ohne jedwede Veröffentlichungsgedanken (die erschienen mir geradewegs absurd) suchte ich mir ein Thema, in dem ich mich auskannte und eine Bühne, auf der ich mich wohlfühlte. Es sollte ein Roman für Erwachsene sein. Etwas komplexer. Subtil gehalten. Ein Buch, das die Träume und den Verstand beschäftigt und nach dem Lesen noch etwas nachwirkt, statt gleich in Vergessenheit zu geraten.

Früher hatte ich gern Fantasy gelesen, bevor ich irgendwann gänzlich der Unterhaltungsliteratur entsagte. Für Erwachsene schien mir das Genre ungeeignet. Ich entschied mich also, in Richtung "Ken Follett" zu gehen. Frei nach dem Motto: Behalte den Flair und wirf die Magie weg, steuerte ich als Geschichtsniete hart Backbord in den historischen Roman und fühlte mich wie eine Laus auf einem Elefantenrücken. Aber ich hatte Blut geleckt. Und mit Sol Stein hatte ich nun das Rüstzeug.

Ich arbeitete an Plot und Charakteren, las mich parallel in die Historie ein und sammelte Material. Landkarten, Zeitungen, Tagebücher, persönliche Briefe. Als Resultat entstand eine Erzählung, die stetig im Fluss war, sich anpasste und änderte, neue Erkenntnisse in sich aufnahm und die durch ordentlich Tapetenkleister irgendwie zusammmenhielt.

"Der Tuchfuchs" ist keine perfekte Geschichte. Aber er ist meine Geschichte. Mein erster eigener Roman.

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